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Bahnhof Lunzenau (Ausschnitt)
Foto: Brück und Sohn, 1923 Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71843805 Zugriff am 16. Oktober 2021

Signale

Allgemein

Bei schwarzweißen Photographien fragt man sich oft, welche Farben die abgebildeten Signale hatten. Zum Glück sind einige Vorschriften bekannt, die das Rätsel weitgehend lösen.
Bahnhof Grumbach (Ausschnitt)
Foto: Brück und Sohn, 1901 Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71823356Zugriff am 16. Oktober 2021
Musterzeichnung Signalanstriche von 1905
Die Signale sind vereinfacht! Die Farben- und Angaben sind buchstäblich übernommen.
Neuzeichnung Verfasser nach Farbreproduktion in [EMO]
Signalzeichnung 1912 Teil 1
Musterzeichnung Signalanstriche von 1912 (linker Teil) [EMO] Die Signale sind vereinfacht! Die Farben- und Angaben sind buchstäblich übernommen.
Neuzeichnung Verfasser nach Farbreproduktion in [EMO]

Signalanstriche 1905 und 1912

In der Sekundärliteratur sind einige Signalzeichnungen abgebildet, die für die Signale rot/weiße Anstriche zeigen. Der Artikel "Freie Fahrt!" von Rolf Ostendorf im EM 1/97 enthält Farbwiedergaben der Anweisungen vom 23. Januar 1905 und vom 6. September 1912.[EMO]
Die Nachtzeichen sind nicht mit eingezeichnet aber lassen sich aus den Signalordnungen entnehmen.

Nachtzeichen der Hauptsignale

Die Signalordnungen für das deutsche Reich von 1892 [Pottgießer Tafel 37], 1898 [Brosius S.222ff] und 1907 [SB_1907 S.22ff] schreiben vor:
Nachtzeichen Haupt- u. Vorsignale
"Freie Fahrt"ein grünes Licht
"Halt"ein rotes Licht
"Freie Fahrt erwarten"ein weißes Licht (nach rückwärts: mattweiß)
"Halt erwarten"ein grünes Licht
Die in der Signalzeichnung nicht eingefärbten (meist runden) Blendscheiben trugen demnach diese Farben.

Neue Nachtzeichen der Vorsignale 1910

Die Verwendung eines grünen Lichtes beim Nachtzeichen "Halt erwarten" war sehr verwirrend. Schon 1902 machte Prof. R. Ulbricht in Sachsen den Vorschlag, für
"Freie Fahrt erwarten" nach rechts ansteigende grüne Lichter
"Halt erwarten" 2 nach rechts ansteigende gelbe Lichter
zu signalisieren.[Pottgießer S.83]
Ab 1907 wurden Versuche auf der Strecke von Dresden nach Bodenbach(sä) (heute Decin n.hl.) durchgeführt.[SR2 S.67][EM S.38] Am 12.März 1910 wurden sie in die Signalordnung aufgenommen und eine Übergangsfrist bis Ende 1919 festgelegt. [Pottgießer S.82][SR2 S.67] Im preußischen Netz wurden diese neuen Nachtzeichen binnen 3 Jahren flächendeckend eingeführt.[Pottgießer S.83]
Kolorierte AK Lichtenwwalde mit Signal
Foto: Lichtenwalde, Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Signalzeichnung 1912 Teil 2
Musterzeichnung Signalanstriche von 1912 (rechter Teil) [EMO] Die Signale sind vereinfacht! Die Farben- und Angaben sind buchstäblich übernommen.
Neuzeichnung Verfasser nach Farbreproduktion in [EMO]
Räumsignal SB 1919 (S.82)
Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Bahnhof Grossenhain (Ausschnitt)
Foto: Brück und Sohn, 1901 Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71823376 Zugriff am 20. November 2021

Räumsignale und Haltscheiben

Das Räumsignal-Nachtzeichen zu "Fahrstraße räumen" war ein größeres, mattweißes, viereckiges Licht.
Das Räumsignal-Nachtzeichen zu "Fahrstraße wieder zum Rangieren nutzbar" war ein kleines, mattweißes Licht einer Signallaterne.[SB_1919 S.82][SB_1922 S.82f][SB_1907 S.74]
Nachts wurde an Haltscheiben "Der Zug soll halten" durch ein rotes Licht signalisiert. "Wo die Haltscheibe nur nach einer Seite das Haltsignal zu zeigen braucht, erscheint auf der anderen bei Dunkelheit nur ein kleines weißes Sternlicht. Für Fahrt frei zeigt sich dann bei Dunkelheit nach beiden Seiten volles weißes Licht" [SB_1922 S.80f][SB_1907 S.72f][SB_1919 S.81]
Haltsignal SB 1919 (S.80)
Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Zeichnung 118 beweist rote Rahmen der Neigungsanzeiger
Ausführungszeichnung 118 vom März 1894 Rekonstruktion der nicht nachgetragenen Fassung Maßangaben sind weggelassen
Unmaßstäbliche Neuzeichnung: Verfasser nach Repro in [Hochbauten S.115]
Hektometerstein auf AK nahe der Spechtritzmühle an der Weisseritztalbahn km 6.6
Foto: Ausschnitt AK Papieroriginal Slg Verf

Ausführungszeichnung 118

Vom März 1893 ist die Ausführungszeichnung 118 "Streckenausrüstungsgegenstände für Nebenbahnen." erhalten. Mir liegen eine kurzzeitig nachgetragene [ehemals www.railserve.de/dow/0231.pdf] und eine etwas länger nachgetragene Fassung [Hochbauten S.115]vor. Die Nachträge sind aber nur in Lücken gemalt und verdecken oder verändern die Originalzeichnungen nicht.
Nur die rote Farbe ist explizit eingezeichnet. Schwarz für komplett beschriebene Flächen und weiß für freigelassenes Papier folgt aber aus einem Vergleich mit den folgenden Signalbucheinträgen:
Läuteanfangstafel "weiße Tafel mit schwarzem A und roten Ecken" lt. SB 1935 S.172
Läuteendetafel "weiße Tafel mit schwarzem E und roten Ecken" lt. SB 1935 S.172
Weichengrenzzeichen "weiß gestrichenen Steine" lt. SB 1907 S.7

Man beachte auch die fein säuberliche Unterscheidung der Hektometersteine mit schwarz ausgelegten Ziffern und der Grenzsteine mit nicht ausgelegten Kreuzen. [vgl. SA_V S.160 Hektometerstein]
Hektometerstein im heutigen Zustand
Foto: Verfasser
Läutezeichen-Farben SB 1919 S.84
Scan Papierorignal Slg Verf
Läutezeichen-Farben mit Schriftangabe "schwarz" aus SB 1935 S.172
Scan Papierorignal Slg Verf
Originale emailierte A-Tafel
Foto: Verfasser Mit freundlicher Genehmigung H.Böttcher Eisenbahntradition Zwickau (18.11.2022)

Läutezeichen

Schon in "Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreich Sachsen" von 1895 sind typische Läutezeichen mit "A", "E" und den typischen Ecken abgebildet.[Ledig S.14ff] Nach Ausführungszeichnung 118 waren die Ecken damals schon rot. Das Signalbuch von 1907 geht auf die Farben nur mit "weiße Tafel" ein. [SB_1907 S.76] Im Signalbuch von 1919 und 1922 sind die Läutetafeln weiß mit roten Ecken aufgeführt. Erst das Signalbuch von 1935 beschreibt alle vorkommenden Farben. Im Anhang für die Rbd Dresden kann man lesen: "Eine weiße Tafel mit schwarzem A und roten Ecken links unten und rechts oben" [SB_1935 S.172] beziehungsweise "Eine weiße Tafel mit schwarzem E und roten Ecken rechts unten und links oben" [SB_1935 S.172]
Strecke am Heyn-Hof Bhf Schmalzgrube (Ausschnitt) / Bhf Mügeln (Ausschnitt)
Foto links: Krauße, Hermann um 1920 Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71641445 Zugriff 16.10.2021
Foto rechts: Brück und Sohn, 1910 Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71833088 Zugriff 16.10.2021
Originale emailierte E-Tafel
Foto: Verfasser Mit freundlicher Genehmigung H.Böttcher Eisenbahntradition Zwickau (18.11.2022)
Tafel-Farben SB 1919 S.84
Scan Papierorignal Slg Verf
Schriftfarbe SB 1919 S.85
Scan Papierorignal Slg Verf

Signaltafeln

Die Signaltafeln mit Angaben in Stundenkilometern, Pfeiftafel und ähnliche waren mit "schwarzer Schrift auf hellgelbem Felde" auszuführen.[SB_1907 S.76f][SB_1919 S.84f][SB_1922 S.84f] Sie wurden gegebenenfalls auch unterhalb einer Läutetafel am selben Signalmast angebracht.

Laut Signalbuch von 1919 und 1922 konnten Signaltafeln (außer der Pfeiftafel) auch als beleuchtete Kastensignale (schwarze Schrift auf mattweißem, leuchtenden Grund) ausgeführt sein. [SB_1919 S.87][SB_1922 S.86]
Originale emailierte Pfeiftafel
Foto: Verfasser Mit freundlicher Genehmigung H.Böttcher Eisenbahntradition Zwickau (18.11.2022)
Neigungsanzeiger aus Gusseisen
Foto: Verf, Mit frdl Genehm. IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff (30.04.2023)
Modernes Verkehrszeichen mit stark ausgeblichener roter Farbe
Foto: Verf

Neigungsanzeiger

Die oben genannte Ausführungszeichnung 118 belegt die rote Umrandung der Neigungswechselzeichen. Weitere Farbangaben sind nicht gemacht. Eine Ausführung mit schwarzer Schrift auf weißem Grund wie in der Zeichnung liegt wie oben ausgeführt nahe.[SA_V S.45] Die Holzpfosten scheinen sehr oft [SA_II S.125, SA_VI S.65f] aber nicht immer [SA_V S.39] weiß angestrichen worden zu sein. Die Metallpfosten der Gussschilder erscheinen dagegen dunkel.[SA_V S.127] Auf einzelnen Fotos erscheint die rote Farbe stark verblichen (?)
Neigungszeiger Ebene/Gefälle/nicht ausgezeichnet auf Ansichtskarten
Foto Links: Hst Unterrittersgrün, Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Foto Mitte: Bhf Grumbach Brück und Sohn, 1901
Gemeinfrei CC0 via SLUB/Deutsche Fotothek Permalink Objekt 71823356
Zugriff am 16. Oktober 2021
Foto Rechts: Bhf Groitzsch, Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Halttafel auf AK bei Spechtritz an der Weisseritztalbahn
Foto: Ausschnitt AK Papieroriginal Slg Verf
Halttafel invers AK bei Spechtritz an der Weisseritztalbahn
Foto: Ausschnitt AK Papieroriginal Slg Verf

Halt-Tafeln

Die obige Ausführungszeichnung 118 [Hochbauten S.115] legt auch eine weiße Farbgebung mit schwarzer Schrift der Warnschilder an Bahnübergängen nahe. Viele Fotos scheinen diese Ausführung zu zeigen.[Ansichtskarten2 S.199][SA_V S.135][Ansichtskarten1 S.223] In Einzelfällen kommt auch eine inverse Darstellung (dunkel mit heller Schrift) vor. [SA_II S.64f][SR6 S.18] Auch ein anscheinend nur noch einfarbig rostendes Gussschild ist belegt.[SA_II S.78] Die Pfosten scheinen oft [SA_V S.135][Ansichtskarten1 S.223] [SA_VI S.65] aber nicht immer [SA_III S.67, S.106] weiß angestrichen worden zu sein.
Gusseiserne Halttafel im heutigen Zustand
Foto: Verfasser
Grenzzeichen-Farben SB 1919 S.83
Scan Papierorignal Slg Verf

Weichengrenzzeichen

Zu den noch heute oft zu sehenden sächsischen Weichengrenzzeichen vermerken die Signalbücher von 1907, 1919 und 1922 folgendes: "Das Merkzeichen besteht in der Regel aus einem über die Bahnfläche hinausragenden, oben abgerundeten, weiß gestrichenem Steine." [SB_1907 S.74f] [SB_1919 S.83] [SO_1922 S.83] Sehr schöne Fotos finden sich in den Schmalspuralben. [SA_I S.90] [SA_V S.116]
Weichengrenzzeichen, offenbar komplett weiß gestrichen
Foto: Ausschnitt AK Papieroriginal Slg Verf
Befehlsstab mit grünem Ring SB 1919 S.92
Foto: Ausschnitt AK Papieroriginal Slg Verf

Befehlstab

Der Befehlsstab zum Geben eines Abfahrtssignals am Bahnsteig hatte am Vorderende eine weiße runde Scheibe mit grünem Rand. Nachts wurde eine grüne Laterne verwendet.[SB_1919 S.92f][SB_1922 S.93]

Weiterverwendung bei der Deutschen Reichsbahn

Die Reichsbahn konnte nach ihrer Gründung nicht schlagartig alles verändern. Noch um 1930 waren sächsische Signale mit obigen Anstrichen zu finden.[SR2 S.66f] Die Läutetafeln und einige Signaltafeln sind im Anhang des Signalbuches vom 1. April 1935 und sogar noch im Signalbuch der Deutschen Reichsbahn von 1950 abgebildet. [SB_1935 S.170-182][SB_1950 S.170-182] Nach 1950 waren die Tafeln aber sicher nicht mehr lange in Betrieb. In der 5. verbesserten Auflage von Alfred Neumanns "Das Eisenbahn-Signalwesen in Wort und Bild" Fachbuchverlag Leipzig 1957 S.140-144 sind sie noch enthalten, im SB 1959 dann nicht mehr.

Noch nicht ausgewertete Quellen

Im Mitteilungsblatt der Generaldirektion der K.Sächs.Sts.E.B. sind immer wieder Aufforderungen an die Signalmeistereien zu finden, sich an die Anweisungen zu halten. Dabei werden auch Details der Signalanstriche beschrieben.