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Privatbahnen

Allgemein

Das Eisenbahnzeitalter begann in Sachsen mit einer Reihe Privatbahnen. Finanzielle Schwierigkeiten und vertragliche Verpflichtungen gegenüber Nachbarstaaten zwangen Sachsen zur Übernahme angeschlagener Gesellschaften und Bildung der Staatseisenbahnen. Danach wurden Privatbahnen nur noch geduldet, um wenig rentable Nebenstrecken oder Anschlussbahnen zu bauen oder zu betreiben.

Leipzig-Dresdener Eisenbahn


1875 wurden an die private L.D.E. Wagen erster und zweiter Klasse geliefert, deren Abteile gelb bzw grün gestrichen waren:
"Bereits in Nr. 197 unseres Blattes berichteten wir über für Eisenbahnen bestimmte Personenwagen, welche in dem bekannten Etablissement "Saxonia" in unserer Nachbarstadt Radeberg nach amerikanischem Muster gebaut werden. Ein solcher enthält 1 Coupe' 1. Classe mit gelbem und 2 Vollcoupe's und ein Halbcoupe' 2. Classe mit grünem Anstrich, und sind dieselben mit Toilette und Commodite' versehen, überhaupt aber auf das Luxuriöseste eingerichtet. Um namentlich den Schlafcabinets mit 5 bequemen Lagerstätten stets frische Luft zuzuführen, sind an den Decken der Waggons Ventilationen angebracht. Ein derartiger Personenwagen ging gestern vom hiesigen Leipziger Bahnhofe nach Leipzig ab und ist jedenfalls für die Leipzig=Dresdner Bahn bestimmt. Das Publikum wird sich deshalb dem Directorium zu Dank verpflichtet fühlen. Bei der Probe des Wagens auf der Waage stellte es sich heraus, daß die Ventilations- Oessen etwas zu hoch waren, um den Niederauer Tunnel passieren zu können, so daß sich wohl eine Abänderung nöthig machen dürfte. Der Preis eines solchen Wagens soll sich auf 24,000 Mark beziffern." [Dresdner_Nachrichten 210 vom 29.Juli 1875]
Personenwagen Berlin-Dresdner Bahn
Im preussischen Farbschema
Langträger in Kastenfarbe
Foto: WF Ringhoffer, Scan vom Papieroriginal Eigentum Verf. Auf Postweg verschollen

Berlin-Dresdner Bahn

Aus der Eröffnungszeit der Berlin-Dresdner Bahn 1875 ist überliefert, dass Personenwagen die neuerdings in Preußen vorgeschriebenen Farben (gelb/grün/braun/grau) trugen.
Die Personenwagen der neuen Berlin=Dresdner Bahn werden sich durch eine practische Neuerung auszeichnen, indem jede Classe durch einen bestimmten Anstrich erkennbar gemacht ist. Uebrigens ist die Gesellschaft auch im Besitze des bekannten Salonwagens, welchen der Dr. Strousberg von seinen Beamten zur silbernen Hochzeit geschenkt erhielt und jetzt an die Dresdner Bahn verkauft hat.[Dresdner Nachrichten 153 vom 2.Juni 1875]
Zur Eröffnung der directen Bahn Berlin=Dresden (...) [?]n den Wagen fallen schon von außen die gleichmäßig in grün und weiß gehaltenen Schilder in die Augen, die sächsischen Landesfarben blicken denn auch überall durch, sowohl an den silbernen Schnüren und Kokarden des Zugpersonals, wo das Grün und Weiß mit dem preußischen Schwarz verwebt ist, als in den Waggons selbst. Letztere nach den neuesten Konstructionen angefertigt, tragen äußerlich die neuerdings vorgeschriebenen Farbenabwechslungen zur Unterscheidung der verschiedenen Klassen. Die Waggons I.Klasse sind von höchster Eleganz. (...)[Dresdner Nachrichten 173 vom 22.Juni 1875]
50 Jahre später wurde wurde der Eröffnungszug in "50 Jahre Berlin Elsterwerda Dresden" mit Details beschrieben, die offenbar aus einem alten Artikel stammten:
"(...) Die grün-weisse Farbe herrschte somit beim Anstrich der Personenwagen, wie in der Grundfärbung der Uniformen des Personals vor, (...)"[Dres Nachr 17 Juni 1925]
Die Farbe der Güterwagen ist in den 1880 herausgegebenen "Nachweisungen der Eigenthumsmerkmale" beschrieben: [Eigenthum1880 S.12]

1Laufende No.37c
2Name der Eisenbahn.Berlin-Dresdener
3Eigenthums-Merkmale der Wagen
an den Seitenwänden.
Berlin-Dresden
4Eigenthums-Merkmale der Wagen
an den Langträgern.
Berlin-Dresden
5Farbe des Wagens. Dunkelgrün
später
rothbraun
6Farbe der Anschriften. Hellgrün
später
gelb, schwarz schattirt.
7Monats-Rapporte über Wagenmiethe
sind zu senden an:
do.
8Meldungen über Wagen-
Beschädigunge[n] (§. 21 d. Wag.-Re[gl.)]
sind zu sende[n] an:
do.
Lokomotive Waldtraut (SMF 1884) der Planitzer Kohlenbahn
Namensschild am Wasserkasten
Repro: UB Chemnitz / SLUB Dresden, http://digital.slub-dresden.de/id507444523 (Public Domain Mark 1.0)
Betriebsanstrich Lokomotive 6 der Oberhohndorf-Reinsdorfer Kohlenbahn
Kombiniertes Eigentums/Nummernschild am Wasserkasten
Foto:Nutzer RV bei DSO, Mit frdl. Genehm. vom 17.03.2022

Private Kohlenbahnen

Die Lokomotive 6 der OR von 1910[Kohlenbahn S.121] trug ein Klassenschild I TV wie die baugleichen Staatsbahnlokomotiven aber ein kombiniertes Eigentums/Nummernschild am Wasserkasten.
Lokomotive 5 (SMF 1875) der Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahngesellschaft
Nummernschild am Wasserkasten
Repro: UB Chemnitz / SLUB Dresden, http://digital.slub-dresden.de/id507444523 (Public Domain Mark 1.0)

Chemnitz-Aue-Adorf

Die Lokomotive 5 der Chemnitz–Aue–Adorfer Eisenbahngesellschaft von 1875[SR6 S.33]trug ein kombiniertes Eigentums/Nummernschild am Wasserkasten. Die Bahn wurde bereits nach einem Betriebsjahr 1876 an den Staat verkauft und Teil der Staatseisenbahnen.
Offener Wagen der Z.O.J.E.
Grau mit gelb schwarzen Anschriften wie Staatsbahnwagen?
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33779 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33779 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger offener Güterwagen mit Gewichtsbremse, 1891
Gedeckter Wagen der Z.O.J.E.
Grau mit gelb schwarzen Anschriften wie Staatsbahnwagen?
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33773 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33773 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger Gepäck-Kleinbahnwagen mit Gewichtsbremsen, 1891
Personenwagen 10 der Z.O.J.E.
Braun wie Personenwagen der Staatsbahn?
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33771 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33771 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: vierachsiger Personenwagen, 1891
Personenwagen 20 der Z.O.J.E.
Braun wie Personenwagen der Staatsbahn?
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 34213 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 34213 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: vierachsiger Durchgangswagen dritte Klasse mit Mittelgang, 1900

Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn

Der Betrieb der Z.O.J.E. wurde an die Staatseisenbahnen fremdvergeben. Durch diese große Nähe der Betriebsführung kamen vermutlich auch ähnliche Farben zur Anwendung. Wagenbilder zeigen abweichende Eigentumsmerkmale "Z.O.J.E." und den Verzicht auf Wappen, Kronen oder Schriftzug der betriebsführenden Staatseisenbahnen. Bei Güterwagenbildern fallen die schwarzen Kopfstücke auf.

Nach der Verstaatlichung 1906 wurden zumindest einzelne Ex ZOJE Wagen mit Kronen nachgerüstet[SA_III S.125 12-Fensterwagen Oybin] und auch mit benachbarten 750mm Bahnen ausgetauscht.