Salonwagen
Frühe Wagen
Die Gestaltung einiger Salonwagen ist durch zeitgenössische Texte gut belegt.
Aus dem Jahr 1896 ist überliefert,
dass die beiden ältesten, von der Leipzig-Dresdner Eisenbahn übernommenen, Wagen 443 und 444 von 1853 dunkelgrün gestrichen waren, was der 1. Klasse der K.S.Westl.Sts.B. entspricht,
während die 1885 und 1891 beschaften neueren Salonwagen 447 und 448 braun ausgeliefert wurden.
Diese Farbe entsprach dem "üblichen braunen Lackanstrich der sächsischen Staatsbahnpersonenwagen" und ist damit ein Hinweis, dass die einheitliche Gestaltung der 1.-3.Klasse wohl schon 1885 bestand.
Kenntnisse zur Farbgebung sächsischer Salonwagen verdanken wir hauptsächlich einem Artikel im "Kamerad" - vermutlich einer Ausgabe der Zeitschrift
"Der Kamerad : unterhaltende und belehrende Zeitschrift für deutsche Militärs aller Grade und Waffen, sowie für patriotisch gesinnte Bürger - Dresden" -
der mir bisher aber nicht vorliegt.
Wie damals üblich wurde der Artikel von anderen Zeitungen mal mehr, mal weniger gekürzt übernommen[Dresdner_Nachrichten 31. Mai 1896]
[Neueste_Nachrichten_Dresden 31.Mai 1896 2.Ausg.]
[Sächs. Erzähler 20.Juni 1896]
und in der umfangreichen Version der "Neuesten Nachrichten (Dresden) vom 31. Mai 1896 (2.Ausgabe)"
kann man nachlesen:
"König Albert auf der Eisenbahn". Zum Gebrauch des
Königspaares stehen, wie wir dem vortrefflich geleitenen "Kamerad"
entnehmen, z.Z. im Betriebsmittelpark der sächsischen Staatsbahnverwaltung
vier sogenannte "königl. Salonwagen" und ein "Hofdienstwagen"
zur Verfügung. Diese haben ihren Standort auf dem
Schlesischen Bahnhofe zu Dresden in dem sogenannten "Königsschuppen",
einem witterungssicheren, einfachen Bau, der beim nahenden
Umbau des Bahnhofes fallen wird, um in der Nähe des Altstädter
Hauptpersonenbahnhofes als Neubau zu erstehen. Die vier
Salonwagen führen die Nummern 443, 444, 447 und 448 , der Hofdienstwagen
die Nummer 210. Die Salonwagen Nr. 443 und 444 sind
die kleinsten und zugleich ältesten. Sie wurden beide 1853 von der
vorm. Leipzig=Dresdner Eisenbahn=Compagnie erbaut und in den
Jahren 1868 bez. 1874 von der Staatsbahnverwaltung angekauft.
Die Anschaffungskosten des Wagens Nr. 443 betrugen 12,100 Mk. 34 Pf., die des Wagens Nr.444 14,588 Mk. 63 Pf.
Beide Wagen haben reich ornamentirte eiserne Außenwände mit dunkelgrünem
Anstrich. An jeder Langseite befinden sich 8 Fenster, an den
Enden des Wagens führen seitlich angebrachte eiserne Klapptritte
nach dem von den beiden Schmalseiten aus zugänglichen Innern,
welches mit prächtigen Holzverkleidungen versehen und mit dunkelgrünen
Polstergarnituren und sonstigem Comfort ausgestattet ist.
Die Uebergänge (Hinter= und Vorderperron) sind offen. Die
Heizung der Wagen geschieht mittelst Warmwasseranlage oder durch
die Dampfleitung, die Beleuchtung durch Oel, als Bremsvorrichtung
dient die Luftdruckleitung. Beide Salonwagen werden, ihres
älteren Systems und der beschränkten Raumverhältnisse halber,
vornehmlich zu kleineren Reisen und Jagdausflügen benutzt. Im
Jahre 1885 beschaffte die Staatsbahnverwaltung mit einem
Kostenaufwande von 42088 Mk. 74 Pf. einen neuen königl. Salonwagen, der von der Breslauer Actiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau erbaut
wurde und die Nummer 447 erhielt. Das Wageninnere umfaßt
sechs Abtheilungen: Vorraum, großer Salon, Retirade, Corridor,
kleiner Salon, Raum für das Begleitpersonal. Beide Salons
können in Schlafzimmer umgewandelt werden. Die innere
Ausstattung ist reich und gediegen, ohne überladen zu sein, doch mit allem
Comfort versehen. Licht erhält der Salonwagen durch 7 Fenster auf
jeder Seite, der Zugang erfolgt von den Schmalseiten aus, deren
eine vom Salon aus mittelst eines sogenannten Faltenbalges den
Uebergang zu den anstoßenden Wagen vermittelt. Als Bremsvorrichtung
dienen die Luftdruckleitung, die Luftleerleitung und elektrisches
Nothsignal. Die Beleuchtung geschieht durch Oelgas, die Heizung
durch Presskohlen oder Dampf. Das Aeußere des Wagens zeigt den
schlichten braunen Lacküberzug wie sämmtliche sächsischen Personenwagen.
Im Jahr 1891 wurde für den Gebrauch der königlichen
Majestäten von der Breslauer Aktiengesellschaft ein neuer Salonwagen erbaut, der die Nummer 448 erhielt.
Dieses durch seine außergewöhnlichen Größenverhältnisse
imposant wirkende Fahrzeug macht gleichwohl einen einfachen schlichten Eindruck, indem es gleichfalls den üblichen braunen
Lackanstrich der sächsischen Staatsbahnpersonenwagen zeigt. Nur das vergoldete Königswappen an den äußeren Langseiten des Salonwagens verräth die Bestimmung desselben.
Das reich und mit allen erdenklichen Bequemlichkeiten ausgestattete Innere enthält
11 Abtheilungen: 2 Vorräume, 2 Corridors, 1 Salon, 1 Schlafzimmer, 2 Closets und 3 Räume für das Begleitpersonal.
Zwölf Fenster an jeder Seite führen dem Wagen reichlich Licht zu,
der Zugang erfolgt durch die Schmalseiten, von wo aus auch Faltenbälge den Uebergang nach den Nachbarwagen vermitteln.
(....)
Die braune Farbgebung mit farbigen Wappen des Wagen 447 "Mathildenwagen" bei Lieferung 1885 bestätigt ein unabhängiger Artikel von 1885:
Leipziger Tageblatt 26.Juli 1885
Leipzig, 25. Juli. Ueber die Reise, welche Se.
Majestät der König Albert heute früh von Dresden nach
dem Zwickauer Regierungsbezirk angetreten hat, wird uns
Folgendes gemeldet: Der Extrazug, in welchem Se. Majestät
der König die Reise antrat, verließ Nieder=Sedlitz heute
Morgen 5 Uhr 10 Min. Der von der Sommerresidenz
Pillnitz in Begleitung des kgl. Flügel=Adjutanten Major
v. Schimpff und des kgl. Oberstallmeisters Oberstlieutenant
v. Ehrenstein eintreffende Monarch wurde in Nieder=Sedlitz von dem Generaldirector der sächsischen Staatseisenbahnen v. Tschirschky und Begendorf Excellenz, der sich
der kgl. Suite anschloß, ehrfurchtsvoll begrüßt. Se. Majestät
benutzte bei dieser Reise zum ersten Male einen neu erbauten
Salonwagen. Derselbe, auf 3 Achsen laufend, ähnelt äußerlich den mit braunem Anstrich versehenen Wagen der
sächsischen Staatseisenbahnen, nur kleine bunte Wappenschilder
kennzeichnen ihn als kgl. Salonwagen. Sein Inneres imponiert durch wohlthuende Einfachheit und gediegene Eleganz.
Der Wagen hat an den beiden Stirnseiten je ein kleineres
coupe'artiges Behältniß, bestimmt für die begleitenden Herren.
Zwischen diesen beiden Räumen liegen: ein größerer
Salon, die nöthigen Toilettenräume und ein kleinerer
Schlafsalon. Sämmtliche Räume sind durch einen Seitengang untereinander verbunden. Der größere Salon ist
olivgrün, der kleinere dunkelgrün ausgestattet. Auf dem
Verdeck des Wagens befinden sich Wassereservoire, um
die verschiedenen Toiletten zu speisen. Die Beleuchtung erfolgt durch Gas und Wachskerzen, die Beheizung durch eine
am anderen Theile des Wagens angebrachte eigene Luftheizung.
Bunte, entsprechend mattfarbig gehaltene Teppiche bedecken
den Fußboden. Der Gang des Wagens, der in Folge seiner
Construction auf Lenkachsen selbst die engsten Curven anstandslos befahren kann, ist äußerst ruhig und geräuschlos,
was besonders beim Fahren mit großen Geschwindigkeiten
angenehm hervortritt. In Dresden=Altstadt bestieg Geheimrath Bär den Zug. (...)
Den Anbringungsort der farbigen Wappen an den Türen des Wagen 447 beschreibt:
Sächsischer Landes=Anzeiger mit "Chemnitzer Stadt=Anzeiger"
vom 28.Juli 1885
Der von Se. Maj. dem Könige auf seiner jetzigen Reise
zum ersten Male benutzte, ganz neue Salonwagen ähnelt, auf
drei Achsen laufend, äußerlich den mit braunem Anstrich versehenen
Wagen der sächsischen Staatseisenbahnen, jedoch kennzeichnen ihn
Wappenschilder an den beiden Eingangsthüren als k. Salonwagen.
Sein Inneres imponirt durch wohlthuende Einfachheit und gediegene
Eleganz. Der Wagen hat an den beiden Stirnseiten je ein kleineres
coupeeartiges Compartiment, bestimmt für die begleitenden Herren.
Zwischen diesen beiden Räumen liegen ein größerer Salon, die nöthigen
Toilettenräume und ein kleinerer Schlafsalon. Sämmtliche Räume
sind durch einen Seitengang untereinander verbunden. Der größere
Salon ist olivengrün, der kleinere dunkelgrün ausgestattet. Auf dem
Verdeck des Wagens befinden sich Wassereservoire, um die verschiedenen
Toiletten zu speisen. Die Beleuchtung erfolgt durch Gas= und Wachskerzen, die Beheizung durch eine am unteren Theile des Wagens
angebrachte eigene Luftheizung. Bunte, entsprechend mattfarbig gehaltene
Teppiche bedecken den Fußboden. Der Gang des Wagens, der in
Folge seiner Construction mit Lenkachsen selbst die engsten Curven anstandslos befahren kann, ist äußerst ruhig und geräuschlos,
was besonders beim Fahren mit großer Geschwindigkeit angenehm hervortritt.