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Postwagen der Reichspost in der normalen grünen Farbe mit gelbglänzenden Wappen
Foto: Verfasser
Postwagen, Werkfoto Görlitz 1891 Bahnpostamt 20 Dresden
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33782 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33782 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: dreiachsiger Postwagen mit Handbremse
Postwagen, Werkfoto Görlitz 1892 Bahnpostamt 20 Dresden
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33807 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33807 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger Postwagen mit Gewichtsbremse, 1892

Die Postwagen

Allgemein

Da Sachsen seit 1867 zum Norddeutschen Bund gehörte, gingen seine Postverwaltungen in der "Norddeutschen Bundespost" auf. Nach der Reichsgründung 1871 wurde diese in "Deutsche Reichspost" umbenannt.[Lexikon][Post]

Exkurs: Postwagen in Preußen

Die grüne Farbe preußischer Postwagen belegt die entsprechende Dienstvorschrift von 1905:
§ 1. Anstrich der Personenwagen
(1) Die Wände der Personenwagen erhalten einen äußeren Anstrich nach den Probetafeln I/A, II/A, III/A oder IV/A und an den Unterkanten einen schwarzen Streifen von 40mm Breite.
(2) Die am Wagenkasten befindlichen Eisenteile, wie Eckwinkel, Leisten, Handgriffe, Fußtritte Leitern, Haken, Ösen, Bremsteile, Laternenstützen und Leinenhalter, die außerhalb des Wagenkastens liegenden Teile der Dampfheizeinrichtung und das Untergestell einschließlich Tragfedern, Achsbuchsen, Bremsteile, Zug- und Stoßvorrichtungen sind schwarz, die Griffe der Absperrhähne zur Bremsluftleitung, die Griffe der Züge zum Auslösventil am Bremszylinder und die Schutzkappen für Füllventile und Haupthähne der Gasbeleuchtungseinrichtung sind grellrot zu streichen.
(3) Die äußeren Anschriften und Zeichen am Wagenkasten und Untergestell sind in der Regel in gelber Farbe auszuführen. Nur die Angaben für durchgehende Bremsen sind in roter, die Anschrift des Gasbehälterinhalts und der nächsten Untersuchung ist in weißer Farbe, die Anschrift der Heimatstation in schwarzer Farbe auf weißem Grunde herzustellen.
(4) [Innenanstrich]
(5) ..
Die äußeren Wandflächen der II. Klasse erhalten einen olivgrünen Anstrich nach der Probetafel II/A.
Die einzelnen Felder, die Türen und Fenster sind mit einem 2mm breiten gelben Streifen abzusetzen.
..
§ 9. Anstrich der Bahnpostwagen
Die im § 1 für Personenwagen II. Klasse gegebenen Vorschriften sind auch für den äußeren Anstrich und die Anschriften der Bahnpostwagen maßgebend. Der innere Anstrich der Wände ist hellahornfarbig.
...
§ 10. Bezeichnung der Bahnpostwagen
A. Äußere Bezeichnungen am Wagenkasten
(1) Als allgemeines Eigentumsmerkmal, daß die Zugehörigkeit zur Deutschen Reichspostverwaltung ausdrückt, ist tunlichst in der Langmitte jeder Seitenwand nahe unter dem Dach die Aufschrift:
Kaiserlich Deutsche Post oder
Kaiserliche Post
und darunter der deutsche heraldische Reichsadler anzubringen.
(2) Lange Wagen sind an jeder Langwand in angemessener Entfernung von einander [und]
von den Wagenkanten zweimal mit diesen Bezeichnungen zu versehen.
(3)Die Wagennummer ist in den oberen Ecken jeder Lang und Stirnwand anzubringen.
(4)Als Gattungsbezeichnung ist unter der Wagennummer an der linken Seite jeder [End-]
wand das Wort Post anzuschreiben.[KPEV1905]


Nach Farbvergleichen von Dr. Klaus Weibezahn an zeitgenössischen Modellen im damaligen Berliner Verkehrs- und Baumuseum entsprachen die "olivgrünen" Anstriche 2.Klasse dem heutigen RAL 6008 braungrün.[EM 7/84 S.53] [Diener(PW) S.10] [Diener(PW2) Seite 18]
Originale Probetafeln sind leider bisher nicht aufgefunden worden. [LBF 4460] Zur Hintergrundfarbe des Reichsadlers findet sich ein Hinweis von 1915 in der "Eisenbahntechnik der Gegenwart" im Abschnitt "Abziehbilder":
"Der Untergrund der Schriften und Adler für Güterwagen soll eine saubere, weiße Farbe haben, der für Adler der Personenwagen aus Aluminiumbronze bestehen, der für Postwagen aus Aluminiumgold." [Lager-Vorräte S.323]


Farbschliff am Wilsdruffer Postwagen - die Natur der roten Schicht ist umstritten.
Foto: Professor Hans-Peter Schramm Mit frdl. Genehmigung vom 11. Nov. 2024

Farbuntersuchung der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff

Vor der Renovierung des Schmalspurbahnpostwagen 2680 wurde eine Farbanalyse gemacht:
So gab es für die Mitglieder der IG Verkehrsgeschichte e. V. nur die Möglichkeit der Analyse von Altsubstanz. Diese erfolgte im Dresdner Labor für naturwissenschaftliche Kunstgutuntersuchungen durch Professor Schramm und seine Frau. Dabei wurde von noch vorhandenen Altbrettern aus dem Jahre 1908 ein Querschliff angefertigt. In 120-facher Vergrößerung konnte so die Farbabfolge eindeutig identifiziert werden: graue Vorstreichfarbe als Egalisierung des Untergrundes, rote Erstfarbgebung, darauffolgende mehrere Schichten grün. Da laut der Farbuntersuchung die erste Farbgebung exakt dem Farbton von Consolan Wetterschutz Rot 211 entsprach, fiel die Entscheidung zugunsten dieser Farbe ... [PressKurier 1/2005]
Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen will, kann ein Farbfoto der Farbuntersuchung im Buch "Mit der Schmalspurbahn durchs Wilsdruffer Land" von Peter Wunderwald finden.[Wunderwald S.121] Der Querschnitt zeigt eine dünne, zerklüftete rote Oberfläche, die sich deutlich von den folgenden, dicken, glatten, grünen Farbschichten unterscheidet. Ich vermute, dass es sich dabei nicht um einen Decklack handelt.

Der Wagen kann heute in roter Farbgebung besichtigt werden. [IG Wilsdruff]
Stirnbrett Postwagen (links) mit gelber Länderbahnanschrift auf grünem Grund
Foto: Mit freundl. Genehmigung Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. (15.08.2022)
Stirnbrett Postwagen (rechts) mit gelber Länderbahnanschrift auf grünem Grund
Foto: Mit freundl. Genehmigung Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. (15.08.2022)
Seite Postwagen: Gelbe DRG Anschrift auf braungrünem Grund
Glücklicherweise sind am selben Wagen DRG und Länderbahnanstriche vergleichbar erhalten
Foto: Mit freundl. Genehmigung Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. (15.08.2022)

Farbuntersuchung Wagen 1017 und 1717

Martin Brendel berichtet in den "Vereinsinformation des Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V." Nr 53 S.7ff und im Dampfbahnmagazin 4/2018 S.14ff über Farbuntersuchungen am Wagen 1717.
"Auf dem Wagenkasten 1717 blieb unterhalb des braungrünen Deckanstrichs aus der Zeit der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft eine alte Farbschicht aus der Zeit der K.Sächs.Sts.E.B. in sehr gutem Zustand erhalten. Diese wurde in grüner Farbe ausgeführt, jedoch in einem helleren Grün - ähnlich RAL 6007 - Flaschengrün. Die sehr gut erhaltene Anschrift der Wagennummer aus später Zeit der Staatsbahn belegt eindeutig, dass es sich bei der grünen Farbschicht um einen Deckanstrich handelt."[DBM 4/18 S.15]
Laut dem beigefügten Foto handelt es sich um eine Wagennummer 1717 ohne Serifen in hellgelber Schrift ähnlich RAL 1005 unter der die Deckfarbe liegt.

Farbreste am Wagen 1017 bestätigen diese Untersuchung und zeigen auch Spuren der grünen Farbe am Kopfstück. Auch zu dieser Untersuchung sind Fotos beigefügt.[DBM 4/18 S.15]

Die Angabe zur Farbe der vorherigen Serifenschrift scheinen hingegen nur von Nicht-Postwagen als Analogieschluß übernommen.
Reichspostwappen in alter Reliefausführung auf Wagen
Foto: Werkfoto Bestand Westwaggon/KHD Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv - Signatur: 107-GN3680 Bild in Arachne Bestandslink Mit freundl. Genehmigung zur Ausschnittvergrößerung vom 8.April 2021
"Rundes" und "eckiges" Postwappen Detailausschnitte aus Görlitzer Werkfotos
Fotos (2x): Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 33807 FS 34344 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Fotos (2x): Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 33807, FS 34344 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger Postwagen mit Gewichtsbremse, 1892 Fotografie: dreiachsiger Brief- und Paket- Postwagen, 1903
KPEV Musterblatt P.II.3 von 1901 "Adler für Bahnpostwagen"
Zeichnung: Zander-Heba, Nutzung unter Creative Commons CC-BY-ND

Wappenkunde

Da die Wagen von der Reichspost beschafft und betrieben wurden, kann man von gleichfarbigen Postwagen auch in Sachsen ausgehen. Schwarzweißfotos sächsischer Postwagen (Schmalspurwagen sind aussagekräftiger, da Normalspurfotos auch "Nichtsachsen" zeigen könnten) zeigen eine gleichartige Ausführung der Beschilderung wie in Preußen.

Entsprechungen der Wappen an Postwagen

* KP = "Kaiserliche Post"
* KDP = "Kaiserlich Deutsche Post"
Wappenform Sachsen Preußen / Postverwaltung
Relief KP(?) Schmiedeberg 1891 [SA_II S.142] KDP Görlitz 1889 [Görlitz S.38]
flach, rund KP Görlitz 1892 [Görlitz S.39][Seku S.92] KP Görlitz 1895 [Görlitz S.39]
flach, spitz KP Meinersdorf 1911 [SA_V S.77] KP Ort? 1905,1908 [EM 2/87 S.48][EJ 5/90 S.19]
Die Stirnwand eines Schmalspurpostwagens mit dunkler (schwarzer?) Pufferbohle und "1544 Post" in der linken oberen Ecke zeigt ein undatiertes sächsisches Schmalspurfoto aus Wermsdorf. [SR6 S.72][SR5 S.78 (schlechter)]
KPEV Musterblatt P.II.2 von 1900 "Schilder und Anschriften für Bahnpostwagen"
Zeichnung: Zander-Heba, Nutzung unter Creative Commons CC-BY-ND
KPEV Musterblatt P.II.2a von 1908 "Schilder und Anschriften für Bahnpostwagen"
Zeichnung: Zander-Heba, Nutzung unter Creative Commons CC-BY-ND
Postkutsche gelb 1851
Repro: Schaefer: Geschichte des sächsischen Postwesens (1879), PD[Gambit S.8] via Google Books Inset: Postkutschentuer, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau CC-BY-NC https://sachsen.museum-digital.de/object/11178(18.12.2024)
Repro: Schaefer: Geschichte des sächsischen Postwesens (1879), PD[Gambit S.8] via Google Books Inset: Nachzeichnung Postkutschentür im Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau

Umfeld: Postkutsche

Im 18. Jahrhundert - vor den Eisenbahnen - gab es in Sachsen noch rote Postwagen.[Schaefer S.122] Im 19. Jahrhundert beschaffte man 1826 in der Farbgebung grüne Eilpostwagen für 845 Thaler und schliesslich 1852 gelbe Postwagen zu 550 Thalern.[Schaefer S.234]
Ab da waren Postkutschen, die gelegentlich noch zum Schienenersatzverkehr herangezogen wurden, in Sachsen gelb gestrichen. Das auch zeigen ein Zeitungsbericht und eine Originaltür im Damast- und Frottiermuseum Großschönau.
„Johanngeorgenstadt, 13. Februar. (...) Damit wir nicht ganz vom Verkehr abgeschlossen blieben, stattete uns täglich ein Mal die gelbe Postkutsche von Schwarzenberg aus einen Besuch ab, während den gestörten Bahnfrachtverkehr die hiesigen Spediteure nach alter Weise vermittelten.“[Elbeblatt und Anzeiger 16.2.1888]
Privatpostkarten sächsischer Beförderungsanstalten mit Briefkastenfarben
Scans: Verfasser
Reichspost-, Zeitzer Filiale des Leipziger Courier- und Dresdner Hansa Postkasten
Bild: Reichspostkasten WSee, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons (19. Dezember 2024)
Inset: Postkasten Zeitzer Courier Museum Schloss Moritzburg Zeitz CC-BY-NC-SA https://global.museum-digital.org/singleimage?noiiif=1&&imagenr=36877(18.12.2024)
Inset: Nachzeichnung Postkasten Hansa Dresden
Bild: Reichspostkasten WSee, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons (19. Dezember 2024)
Inset: Nachzeichnung Postkasten Zeitzer Courier
Inset: Nachzeichnung Postkasten Hansa Dresden
Reichspostkasten auf orthochromatischem Film
Der blaue Reichspostkasten mit goldgelben Ornamenten erscheint wegen des blauempfindlichen Filmmaterials sowohl am Empfangsgebäude Königsbrück in Sachsen als auch Quedlinburg in Preußen erstaunlich hell. Schwarzweißfotos sind auch hier als einzige Farbquelle zu unsicher.
Foto 1: Königsbrück 1907, SLUB/Deutsche Fotothek, Brück und Sohn, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71830704/ (Public Domain Mark 1.0)
Foto 2: Quedlinburg 1905, SLUB/Deutsche Fotothek, Brück und Sohn, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71828380 (Public Domain Mark 1.0)

Umfeld: Briefkasten

Die Briefkästen trugen von 1879 bis 1934 generell den dunkelblauen Grundanstrich der Reichspost. Die Oberpostdirektionen bekamen dazu am 14. Juni 1879 eine Musterfarbtafel nebst Begleitblatt zugesandt.[Kasten S.44]
Es gibt keinen Hinweis auf einen sächsischen Sonderweg. Im Gegenteil: Da die Reichspost bis zum 31. März 1900 kein Monopol auf innerörtliche Postbeförderung hatte, gab es auch in sächsischen Städten eine Reihe Privatpostanbieter. Diese mussten vorsichtig mit dem Begriff "Post" umgehen und ihre eigenen Briefkästen auch farblich anders gestalten. Die privaten "Correspondenz-Karten", .. etc trugen manchmal auch Angaben zur Farbe der privaten Briefkästen, was eine abweichende Farbgebung der Reichspostkästen, z.B. rot, auch von dieser Seite ausschließt.
Interessanterweise haben mindestens zwei Privatpostkästen die Zeiten überdauert. Ein gelb/roter der Zeitzer Filiale der Leipziger Courierpost ist im Zeitzer Museum Moritzburg erhalten. Ein Farbfoto eines gelben Dresdener Hansa-Postkasten wurde am 5.7.2008 im Forum Philaseiten.de gezeigt. Dessen Verbleib ist unbekannt.

Fazit

Falls tatsächlich eine rote Farbgebung der Bahnpost vorkam, blieb sie eventuell auf Schmalspurstrecken beschränkt. Wahrscheinlicher erscheint mir eine rote Holzschutzfarbe mit zusätzlichem grünen Decklack. Ich gehe von generell grünen Wagen der Reichspost aus.