Die Frage nach alten Farbgebungen ist so alt wie die Eisenbahn. Im vorletzten Jahrhundert fragten sich die Historienmaler, im letzten die Museums- und Modellbahner. Heute fragen sich auch die Internetnutzer.
In Sachbüchern zur sächsischen Eisenbahngeschichte wird das Thema oft verschämt verschwiegen oder kurz mit widersprüchlichen Aussagen angerissen. Leider sind Quellenangaben die absolute Ausnahme.
Vor 10 Jahren habe ich angefangen meine Gedanken niederzuschreiben und eine Webseite gestaltet. Leider war ich zur Illustration auf Modelle angewiesen, was manchen Lesern unglaubwürdig erschien.
Glücklicherweise besitze ich mittlerweile eine Reihe originaler Kataloge ostdeutscher Waggonbauer und das Verkehrsmuseum Dresden stellt etwa die Hälfte seiner Görlitzer
Werkfotos auf https://sachsen.museum-digital.de/ mit einer Lizenz zur Weiternutzung für nichtkommerzielle Zwecke zur Verfügung
.
Desweiteren gibt es bei der Deutschen Fotothek Scans des Ansichtskartenverlags Brück und Sohn in Meissen unter einer freien Lizenz
.
Das Ergebnis dieser neuen Möglichkeiten ist das vorliegende Werk, in dem meine Gedankengänge mit historischen Bildern untermauert sind.
Echte Farbfotos gab es damals leider nur extrem selten
und niemand machte sich die Mühe, den alltäglichen Eisenbahnbetrieb in Sachsen aufzunehmen.
Modellbahnen?
Viele Farbinteressierte kommen aus dem Modellbereich und wundern sich dass Hersteller XY ein hier beschriebenes Fahrzeug in einer abweichenden Farbe
für die K.Sächs.Sts.E.B. im Angebot hat.
Das kann verschiedene Ursachen haben:
1) Der Hersteller hat Unterlagen, die ich nicht habe. Nachforschungen in dieser Richtung ergaben aber nur die Standardwerke von Wolfgang Diener bzw. andere Literatur der letzten 25 Jahre.
2) Einige Dinge sind unklar, insbesondere die Farbe der Packwagen. Auch widersprüchliche Aussagen in der Sekundärliteratur machen die Sache nicht leichter. Hoffentlich hilft dieses Werk mit Quellenangaben eine solide Basis zu schaffen.
3) Der Rechercheaufwand für ein Modell ist nicht zu verachten. Herstellerfirmen haben nur begrenzte Möglichkeiten und versuchen, das Beste draus zu machen. Während unsereiner ein Spezialgebiet hat (Sachsen Herbst 1907) sollen die Hersteller von Epoche I-VI alles richtig machen. Dabei sind die Länderbahner nur eine winzige Randgruppe.
4) Die Orientierung an Museumsfahrzeugen kann ich aus Sicht der Hersteller gut verstehen - leider sind nicht alle Ausstellungsstücke authentisch.
5) Manche Farbgebungen - insbesondere bunte Wagen der Verbandsbauarten - werden schon seit vielen Jahren angeboten und die Kunden erwarten das vielleicht so. Bei blauen badischen und grünen württembergischen Loks greift dieser Effekt.
6) Länderbahnen sollen "bunt" sein und da verliert eine korrekte braune Farbvariante ihren Reiz. Die Vorschriften des Staatsbahnwagenverbands werden da gern ignoriert.
Ältere Wagentypen, die wirklich bunt waren, lassen keine Bedruckungsvarianten der Epoche III oder IV mehr zu. Der Formenbau für ein paar Spezialisten wäre viel zu teuer.
7) Herstellungsprobleme sind auch möglich. Die Bedruckung der Langträger treibt den Preis nach oben und sprengt die Kalkulation des Herstellers. Vorbildlich dünne Zierlinien habe ich in H0 noch nicht gesehen. Wenn die Farbe nicht richtig deckt, gibt es dann Reklamationen.
Danksagungen
Mein Dank gilt Hansjörg und Thomas für Wagenfotos, Ulrich für Ergänzungen zu Packwagen, Uwe für den Hinweis auf das Foto des Dai 1, Andreas für Hinweise zu Oberlichtern, Ingo für Hinweise zu den Tabellen, Thilo und Stephan für Lokfotos, Karl Heinz für ein Werkfoto einer XV HTV, Andreas, Jörg und Michael für Unterlagen zu Signalen sowie Wolfgang für kritische Anmerkungen und seine Grundlagenforschung zur Farbgebung vergangener Epochen, der Länderbahn-Mailingliste für angeregte Diskussionen und Aristoteles für moralische Unterstützung und Webspace :-)
Ein Extradank geht an Dr. Auerbach vom Spielzeugmuseum Seiffen für seine geduldige Beantwortung meiner Fragen.
Dank für Nutzung ihrer Bilder geht an:
Aagnverglaser bei Wikipedia
Bastler2020 bei DSO
Bernd Hartenberger
Christian Dahm
Christian Sacher
Georg Richter
Hans-Jörg Zöllner
Jörg Hentschel
Leonard Schelb
Library Of Congress
Matthias Altmann
Olaf Vogel
Olav Kettner
Peter Thielemann
Rainer Haufe bei Wikiepdia
Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv
RolfDresden bei Wikipedia
SchiDD bei Wikipedia
Spielzeugmuseum Seiffen
SLUB/Deutsche Fotothek
Stacja Muzeum Warszawa
Stadtarchiv Bad Ems
Städtische Museen Zittau
Sven Teschke bei Wikipedia
Tristan Schlick
Verkehrsmuseum Dresden
VVM
Nutzungshinweise
"Betriebsfoto [Preuß S.233, Lokarchiv 2 S.179, SR 6 S.98, Wikipedia E1]"
bedeutet: Das Betriebsfoto wurde im Buch "Sächsische Staatseisenbahnen", im Transpress Lokarchiv "Sachsen" und im Sachsenreport Band 6 abgedruckt. Um sich das Bild anzusehen, braucht man aber keines der genannten Bücher, da es auch jemand bei Wikipedia hochgeladen hat.
Falls Wagennummern in eckigen Klammern genannt werden, findet man die Bildquelle in der entsprechenden Tabelle.
In den Tabellen bedeutet du = dunkel, du? = vermutlich dunkel, ?du = unklar evtl. dunkel.
Die Wagenkurzbezeichnungen folgen meist der DRG-Nomenklatur (BC4 statt BBC, AB3ü statt ABü usw.).
An Quellen zur Farbgebung bin ich natürlich immer interessiert, also wer Pro- oder Contra-Argumente hat, der möge sich bitte melden. Wenn wider Erwarten doch eine alte Anstrichvorschrift für Güterwagen oder Packwagen die Zeiten überdauert hat, dann immer her damit. ;-)
Nils Moh
(merman bei arcor.de)